SUP Tour durch den Grand Canyon

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pic Colin Samuels

Pogo Boss Martin paddelt den Colorado River durch den Grand Canyon mit dem SUP

 

 

Es war eine dieser Einladungen, die man nicht ausschlagen kann. Mein Freund, der Photograph Colin Samuels hatte einen Permit für einen 23 Tage Trip durch den Grand Canyon gewonnen.Eingeladen war eine internationale Crew von 14 Leuten, die sich aus La Grave, dem legendären französischen Freeride Spot kannten. Colin wollte den Trip ausserdem für eine etwas aussergewöhnliche Hochzeitszeremonie nützen. Seine Freundin Anna aus Norwegen und er wollten sich mitten im Canyon, weitab der Zivilisation, das Jawort geben. Unser Freund Jay Doyle oder besser Jaybird, mußte für die traditionelle jüdische Zeremonie kurzzeitig den Rabbi spielen. Ich hatte die Ehre, den Trauzeugen zu geben.Jaybird ist aus Hope/Alaska, wo er seine Rafting Firma Chugach Outdoors am 6 Miles Creek managt. Er brachte die nötige Erfahrung mit, um diese aussergewöhnliche Reise zu realisieren. Er hatte den Grand Canyon auch schon viele Male mit Rafts befahren.

 

2006 hatte ich schon mal die Hälfte des Trips mitgemacht, damals war ich bei Phantom Ranch über den Bright Angel Trail zu der Gruppe gestossen, und Jane, ein anderes Mitglied der Truppe, wanderte über den gleichen Weg raus, ich übernahm einfach ihre Ausrüstung. Damals wußte ich noch nicht, was für ein unglaubliches Naturerlebnis mich erwarteten würde. Grandiose, exponierte Trails, Klettereien wie aus dem Bilderbuch, Wasserfälle, Campspots, bei denen man das Gefühl hat, einer der Ersten zu sein, diese zu betreten und omnipräsent der machtvolle Colorado River. Dieses Mal war ich vorbereitet. Und ich wußte auch, dass ich die Tour mit einem Standup Paddelboard machen wollte. Das sollte mir die Freiheit geben, aussergewöhnliche Spots, die man mit dem Raft nur vorbeiziehen sieht, anzufahren. Ausserdem war meine Vision, die grossen Wellen des Canyons mit dem SUP zu surfen.

 

 

big walls

big walls                                                                              pic: Colin samuels

 

Ich teilte das Boot mit Jaybird und Evelyne, die Vorsitzende der französichen Ayurveda Ärzte ist. Die Rafts mieteten wir bei einem Outfitter in Flagstaff, der auch die komplette notwendige Ausrüstung wie Campingküche, Verpflegung, Feuerstelle, Toilette usw stellte und die Transfers übernahm. Man muß ja bei diesem Trip alles wieder aus dem Canyon mitnehmen, inklusive dem verdauten Essen und der Asche des Lagerfeuers. Nur so kann auch der nächste Besucher dieses unglaubliche Gefühl von Wildnis, Natur und Abenteuer genauso erleben wie wir. Es war beeindruckend, wie gut die Boote organisiert waren. Es gab Cooler, die verderbliches Essen frisch hielten, eine erstklassige Campingküche, einen genauen Menüplan mit Rezepten und Anleitung, sowie für jedes Essen eine genaue Packliste auf welchem Boot und wo dort die nötigen Zutaten zu finden waren. Verderbliches Essen wie Salate, Fisch usw waren im ersten Teil der Reise auf dem Menüplan. Jedes Küchenteam bestand aus 3 Leuten, und jeden Tag kochte ein anderes Team. Wenn man dann seine Schicht hinter sich hatte, konnte man sich abends zurücklehnen und bedienen lassen. Jeder wollte den anderen einen erstklassigen Service geben. Das Essen war wirklich aussergewönlich gut mit sehr vielen frischen Zutaten. Dazu gab es jede Menge Bier, Wein und Cocktails.

 

 

Das „Shitboat“ war vom Küchendienst befreit. Dafür mußte an jedem Campspot das Klo aufgebaut werden und am nächsten Morgen, nachdem alle ihr Geschäft gemacht hatten, die Container fein säuberlich im Boot verstaut werden. Die Boote waren anfangs schwer und wurden dann immer leichter, je mehr Essen und Bier vertilgt wurde. Beim Shitboot war es genau umgekehrt.

 

 

Mit von der Partie waren unter anderem noch Peter Inglis mit seiner Frau Julie, ein erfahrener Mountainguide, der tragischerweise kurz nach der Fahrt in Alaska ums Leben kommen sollte, Justin Reiter, ein Weltklasse Alpinsnowboarder, der später das Olympische Komitee verklagte, weil sie den Snowboard Parallelslalom von der Liste der olympischen Disziplinen strichen.Dazu noch Greg von Doersten, ein bekannter Photograph aus Jackson Hole. Er nützte den Trip um an einer Videodoku zu arbeiten. Er würde gerne den geplanten Bau einer Seilbahn in den Canyon beim Little Colorado River verhindern. Kein Massentourismus für so ein aussergewöhnliches Stück Wildnis war die Botschaft. Checkt seine coole Webseite: www.gregvondoersten.com

 

Nachdem unsere 5 Boote aufgeriggt waren legten wir uns unter einem riesigen Vollmond schlafen. Ich genoss die Aussicht, die nächsten 3 Wochen unter freiem Himmel zu nächtigen und den Lärm der Zivilisation hinter mir zu lassen. Dann begann die große Fahrt. Anfangs gemächlich, immer wieder unterbrochen von schwungvollen Etappen glitt mein SUP neben vor oder hinter den großen Rafts her. Das Wasser des Colorado Rivers war eiskalt. Das bedeutete vor jeder etwas größeren Stromschnelle mußte ich den Trockenanzug überziehen um keine Unterkühlung bei einem längeren Wasseraufenthalt zu riskieren. Schnell hatte ich die Technik raus, die wilderen Flustellen zu meistern ohne ins Wasser zu fallen. Wenn ein Sturz drohte liess ich mich auf die Knie fallen und konnte das SUP dann wie ein Kajak manövrieren. Mit Wildwasser kannte ich mich schon aus, dank meiner früheren kurzen Karriere als Rafting Bootsführer in Österreich.
Dann kam die erste richtig große Stromschnelle. Ich beschloss, mein SUP auf Jay’s Boot zu strappen und mir die Sache erst mal als Passagier anzusehen. Das war eine kluge Entscheidung. Die Walzen und Löcher waren enorm und hätten mich mit meinem SUP direkt verschluckt.

 

 

Neben einem aufblasbaren Kayak hatten wir als weiteres Spielzeug ein 2 Personen Kataraft dabei. Dieses Teil war sensationell für die großen Stromschnellen. Stabil, schnell und extrem manövrierfähig liess es einen den Kurs durch die riesigen Brecher steuern. Fortan war John aus England mein Teammate für dieses Spassteil.

 

getting married

getting married pic Justin Reiter

 

Fast noch besser als der Wassersport waren jedoch die vielen Hikes, die wir unternahmen. Da wir soviel Zeit hatten, konnten wir immer wieder einen Wandertag einlegen. Es ging zu wilden Wasserfällen, riesigen Grotten, ausgewaschenen Flussbetten, Relikten der Anasazi Indianer, die vor 700 Jahren aus unerfindlichen Gründen einfach verschwanden. Und überall wo das Auge hinsah waren perfekte Boulderwände. Und auch auf den Hikes gab es immer wieder mehr oder weniger schwierige und exponierte Klettereien, die den einen oder anderen manchmal doch lieber etwas früher umdrehen liessen. Ein herrlich erfrischender Genuss war es, vom Wandern aufgeheizt in die verschiedenen Pools der blitzsauberen Zuflüsse des Colorado Rivers zu springen, in die Katarakte zu schwimmen oder sich vom eiskalten, herabstürzenden Wasser den Rücken massieren zu lassen, um danach wieder in der Sonne zu backen.

 

 

Leider war ein Projekt nicht so erfolgreich. Es war viel schwieriger die Wellen im Colorado zu surfen, als ich mir das vorgestellt hatte. Die große Wasserwucht machte es schon mal schwierig überhaupt in die Welle zu gleiten. Eh man sich versah war ich dann schon drübergespült. Vom Kehrwasser aus konnte ich die eine oder andere kleinere Welle erwischen. Aber insgesamt war die Surfausbeute enttäuschend. Das aufblasbare SUP war natürlich nicht das optimale Board für den Zweck. Es machte aber auf jeden Fall einen Riesenspass downriver in den kleineren Stromschnellen.

 

 

226 Meilen und 23 Tage später war der Trip leider vorbei und wir landeten die Boote am Diamond Creek. Unser Outfitter erwartete uns auch schon mit dem Truck. Wir bekamen noch zu hören, dass wir den Rekord aufgestellt hätten, für die Menge an Bier, die zurückgebracht wurde. Anscheinend aber auch für die mitgenommene Menge. Wir trafen dann noch Jaybirds Kumpel, der gerade zu einem Trip aufbrach und schenkten ihm unser restliches Bier. I will be back!

 

Prost

Cheers pic Colin Samuels

 

 

 

 

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